Alchemie

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Alchemie
Im Mittelalter faszinierte die Naturphilosophie den Menschen. Im 12. Jahrhundert brachte der arabische Raum das Wissen der Alchemie nach Europa und damit nach Wien. Als Ursprung der Chemie, der Medizin und der Pharmazie nimmt die Alchemie eine wichtige Rolle ein. Im Zentrum stand der Stein des Weisen, der unedles Metall zu Gold machen könne. Man glaubte lange daran, dass das tatsächlich möglich sei, angeblich hatte noch Kaiser Franz Joseph in den 1860-er Jahren einen Betrüger mit dem Vorhaben beauftragt, der so die Staatskassen auffüllen sollte. Dieser Stein der Weisen (auf Arabisch: El Iksir) sollte nicht nur Edelmetalle erzeugen, er könnte auch das Ewige Leben bescheren, gie zahlreichen Methoden des Destillierens, die dabei entwickelt wurden, sind heute noch in der Chemie und Pharmazie im Einsatz.

Ein besonders bedeutender Alchemist war Philippus Theophrastus Aureolus Bombast von Hohenheim, auch als Paracelsus bekannt, der zwei Jahre lang in Wien gearbeitet hatte.

Auch in der Literatur schlug sich das Mystische der Alchemie nieder: Ob nun in Goethes Faust, im Sandmann von E.T.A. Hoffmann oder im Golem von Gustav Meyrink.


Schauplätze der Alchemie in der Inneren Stadt

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  • Barbaragasse 1 - Hier jagte der Alchemist Khünnel den Nachbarn Schrecken ein
  • Griechengasse 3 - In einer Legende, die sich in diesem Haus zugetragen haben soll, spielt der Alchemist Paracelsus eine wichtige Rolle.

Das Alchemistische Medaillon des Kaisers Leopold I.

Das Alchemistische Medaillon der Habsburger, heute im Kunsthistorischen Museum

Der jüngste Sohn des Kaisers Ferdinand III., Leopold I., gilt als erfolgreicher Herrscher und Diplomat, förderte aber zeitlebens auch die schönen Künste. Er hatte jedoch auch einen Hand zu den "Geheimkünsten". So beschäftigte er sich mit der Kabbala und der Alchemie. Aus seinem Besitz blieb ein goldenes Medaillon, das angeblich in seiner Anwesenheit, mit Hilfe einer geheimnisvollen Tinktur von Silber zu Gold verwandelt wurde. Der Alchemist war Johann Joachim Becher, der vom Kaiser sogar zu seinem alchemistischen Berater ernannt worden war.

Das Medaillon wiegt 2055 Dukaten und zeigt den Kaiser mit seiner Frau Eleonore, umringt von vierzig früheren Herrschern. [1], [2], [3]

Auch wenn den Alchemisten am Kaiserhof nie tatsächlich die Umwandlung zu Gold gelungen war, so verursachten ihre Forschungen immerhin metallurgische Verfahren, die in den Bergwerken des Reiches Verwendung fanden.

Alchemisten, die in Wien zu Gast waren oder hier lebten

Wagnereck

Aus Bayern kam ein Alchemist namens Heinrich Wagnereck - er hatte sich selbst den Titel eines Freiherrn gegeben. In Wien machte er angeblich aus Blei und Kupfer Gold, wurde aber entlarvt und flüchtete kopfüber. Er starb auf der Flucht 1683 in Enns in Oberösterreich an einem Herzleiden ("Wassersucht").

Sehfeld

Ein weiterer Alchemist namens Sehfeld stammte aus Oberösterreich. Er kam 1746 nach Wien und hatte sich in Rodaun niedergelassen, wo er geheime Experimente mit Zinn machte, um zu Gold zu gelangen. Zur Absicherung ließ er sich von Franz Stephan von Lothringen sogar einen Schutzbrief als Farbenfabrikant verleihen.

Ein Nachbar jedoch verriet seine wahren Aktivitäten, Sehfeld wurde verhaftet und nach Temesvar gebracht. Nachdem er glaubhaft versichert hatte, dass er eine Goldtinktur herstellen könne, wurde er - allerdings unter Auflage der Beobachtung - durch Intervention des Kaisers (der sich für die Experimente interessierte) entlassen. Kaum frei, befand er sich auf der Flucht und war in Wien nie mehr gesehen. [4]

Sehfelds Geschichte wurde von Gustav Meyrink in einer Erzählung verarbeitet: in "Der seltsame Gast".

Laskaris

Der 1649 als Sohn eines Kaufmanns geborene Laskaris zog im 17. Jahrhundert von Stadt zu Stadt, bis er 1691 schließlich in Wien landete. Er gab vor, eine Tinktur zu besitzen, die Blei und andere Metalle in Gold verwanden könne. Da er verdächtige Geldgeschäfte betrieb, wurde er in Wien kurz in Haft genommen. Auch über ihn verfasst Gustav Meyrink eine Erzählung, die Goldmachergeschichten (1920).



Quellen

  1. Archiv Wien, Archiv Verlag, Blatt W 0510
  2. http://www.habsburger.net/de/kapitel/aus-blei-mach-silber-alchemistische-experimente-am-kaiserhof
  3. http://www.springermedizin.at/artikel/6219-magier-alchemist-und-arzt-altes-medizinisches-wien-47
  4. A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 64