Albertinaplatz

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Albertinaplatz

Wien 01 Albertinaplatz a.jpg

Bezirk 1., Innere Stadt
Benennung 1934
Benannt nach Gemäldesammlung Albertina
Straßenlänge 108,52 Meter (Umrundung) [1]
Gehzeit 1,31 Minuten
Vorherige Bezeichnungen An Sanct Clarafreithof, Roßmarkt, Am Kärntnertor, Spitalplatz, Neuer Spitalplatz, Albrechtsplatz, Revolutionsplatz


Namensgebung und Geschichte

An diesem Platz treffen sechs Straßen zusammen, der Platz selbst weist nur zwei offizielle Hausnummern auf – nämlich Haus 2, das Haus Ecke Maysedergasse 5 (Cafè Mozart) und das Haus 3, das auch einen Eingang in der Philharmonikerstraße 6 hat. Beide Häuser sind im historischen Stil errichtet und Teil des Hotels Sacher.

Der Albertinaplatz ist einer der offiziellen Standplätze für Fiaker.

Benannt ist der Platz seit 27.12.1934 nach der Albertina, 1547 hieß er, wegen des hier abgehaltenen Pferdeverkaufs, Roßmarkt, 1776 fand man den Namen "Am Kärntnertor", ab 1827 "Spitalsplatz" bzw. bis 1877 "Neuer Spitalsplatz", zwischen 1877 und 1920 Albrechtsplatz und schließlich bis 1934 "Revolutionsplatz". [2]

Der Platz ab dem 14. Jahrhundert

1303 befand sich hier das Kloster St. Clara mit einem Friedhof. Zwischen dem Kloster und der Stadtmauer wurde im 15. und 16. Jahrhundert ein Pferdemarkt abgehalten, nachdem der Platz damals auch benannt war (Rossmarkt).

1529 musste das Bürgerspital, das vor dem Kärntner Tor (Akademiestraße) gelegen war, abgetragen werden und wurde hierher, in die Räumlichkeiten des Klosters, verlegt - es war das zweite Bürgerspital.

Das Kärntnertortheater

1708 wurde nördlich von der Staatsoper das Kärntnertortheater errichtet, es brannte 1761 aus und wurde dann von Nikolaus Pacassi neu gebaut. Das Haus galt als Vorläufer der Wiener Staatsoper, es führte Balletts, Opern und Schauspiele auf. Auch Mozarts Opern wurden hier gespielt, die Uraufführungen waren jedoch im Alten Burgtheater am Michaelerplatz. Ludwig van Beethoven allerdings nutzte das Haus für Uraufführungen: am 7.5.1842 wurde die Erstaufführung der 9. Sinfonie und Teile der Missa solemnis hier gegeben. Das Theater wurde nach Fall der Stadtmauer 1870 abgerissen.

Durch den Abriss des Bürgerspitals entstanden der heutige Platz und der Philipp-Hof. 1877 – 1920 hieß er nach dem Erzherzog Albrechtsplatz. Im Roten Wien 1920 bis 1934 wurde er in Revolutionsplatz umbenannt. Der Albertinaplatz erhielt seinen Namen erst 1934, nach der Albertina, der grafischen Sammlung im späteren Palais des Erzherzogs Albrecht.

Der Philipp-Hof

Der Philipp-Hof vor der Zerbombung
Der Philipp-Hof nach der Zerbombung

Das größte Mietzinshaus Wiens stand – anstelle des Bürgerspitals - mit 220 Wohnungen auf dem heutigen Albertinaplatz. Es wurde 1884 von Karl König (Ausführung: Friedrich Stach) geplant und als Ziererhof erbaut. Die Umbenennung erfolgte bald nach Fertigstellung. Da der Hof dem Kaiserlichen Familienfonds gehörte, fiel er nach Ende der Monarchie an den Staat.

Der riesige Keller wurde während dem zweiten Weltkrieg in einen Luftschutzkeller umgebaut. Am 12.3.1945 kam es zum schwersten Luftangriff auf Wien, die Amerikaner bombardierten hauptsächlich Innenstadthäuser. Dabei wurde die Gegend um den Albertinaplatz nahezu ganz zerstört. Hauptbetroffen war der Philipp-Hof, der in sich zusammenbrach.

Die Löscharbeiten zogen sich bis Ende März, da immer wieder Glutherde aufflammten und durch die starke Feuerentwicklung begann das Löschwasser zu sieden. Von etwa 300 Menschen, die sich dort verschanzt hatten, überlebten 36; ein Teil erstickte in den Trümmern, der andere Teil wurde im siedenden Löschwasser gekocht.

Bei den Aufräumarbeiten wurden nur 180 Leichen geborgen, es wurde daher beschlossen, den Platz nach Abtragen der Trümmer am 25.10.1947 im Gedenken an die Toten nicht mehr zu verbauen.

Gedenktafeln für die Opfer

Zwei Gedenktafeln erinnerten speziell an den Philipphof und seine Opfer. Auf ihnen stand:

Liebe MitbürgerInnen!
Hier stand der Wiener Philipp-Hof bis zum 12. März 1945.
An diesem Tag starben durch Spreng- und Brandbomben
in dem mit der Zerstörung von Städten
in Polen und England ausgelösten allgemeinen und
umfassenden Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung hunderte Menschen, die in den
Luftschutzkellern dieses Gebäudes Zuflucht gesucht hatten.
Diesen Toten und allen zivilen Opfern
der Luftangriffe im 2. Weltkrieg hüben und drüben
wird ein ehrendes Gedenken bewahrt.
Den kompetenten Regierungen der Welt als ersuchende Mahnung:
Bewahrt den Völkern den Frieden!

Die Gedenktafeln dürften vor September 2011 entfernt worden sein.

Helmut-Zilk-Platz

Der 1947 hinzugekommene Platzteil auf dem Areal, auf dem ehemals der zerstörte Phillip-Hof stand, wurde 2009 in Helmut-Zilk-Platz umbenannt.

Denkmal gegen Krieg und Faschismus

Denkmal gegen Krieg und Faschismus

Ein Bild.

  • Künstler: Alfred Hrdlicka
  • Datierung: 24.11.1988 (durch Franz Vranitzky und Helmut Zilk).[3]

Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus des Bildhauers Alfred Hrdlicka auf dem Albertinaplatz befindet sich an der Stelle, an der ein gesamter Häuserblock (der Phillip-Hof) durch Fliegerbomben zerstört wurde. Der "Straßenwaschende Jude" ist ein eindringliches Zeichen gegen die zerstörerische Kraft des Rassismus einst und jetzt.

Der Bau wurde am 12.3.1945 zerbombt, hunderte Menschen, die im Keller Zuflucht gesucht hatten, wurden nie mehr gefunden. Am 24.11.1988, im Gedenkjahr, wurde Hrdlickas viel diskutiertes Monument enthüllt.

Das Tor der Gewalt, der kniende Jude

An der Stirnseite ist das „Tor der Gewalt“. Es ist aus Granit, wie der Stein, den Häftlinge im Todeslager von Mauthausen über die Todesstiege im Steinbruch schleppen mussten. Die Skulptur an der linken Seite soll an die Opfer des Massenmordes in der NS-Zeit erinnern. Die Gruppe auf der rechten Seite ist allen Opfern des Krieges gewidmet. Der gesichtslose gebärende Frauenkörper symbolisiert die Wiedergeburt Österreichs nach den Kriegsschrecken. Der bronzene straßenwaschende Jude erinnert daran, dass Juden gezwungen wurden, in „Reibpartien“ die Straße von proösterreichischen und antinazistischen Parolen zu befreien.

Orpheus

In einen Marmorblock ist eine Männergestalt gehauen: „Orpheus betritt den Hades“. Der Sänger Orpheus bezwang in der griechischen Sage den Totengott, er wird hier von Rachegöttinnen zerrissen. Er steht für die Bombenopfer und für die Menschen, die im Widerstand gegen das NS-Regime ihr Leben gelassen haben; aber er ist auch das Symbol des Gesangs in der Oper und des Totenreiches unter dem Platz.

Stein der Republik

Letztlich zeigt der „Stein der Republik“ Auszüge aus der Regierungserklärung zur österreichischen Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945, und auch die Namen, die sie unterschrieben haben.[4]

Die Portrait-Büste von Dietrich Bonheoffer wurde 1977 geschaffen. Bonhoeffer war Theologe und Widerstandskämpfer, die 1500 Kilo schwere Bronzeskulptur wurde erst später in dem Ensemble ergänzt.

Die Errichtung des Denkmals hat viel Kritik in der Wiener Bevölkerung hervorgerufen. Einige wollten nicht an die Zeit erinnert werden, andere empfanden den Standort – so nahe an der Staatsoper – als anstößig. Auch Vertreter der israelischen Kultusgemeinde störten sich daran, da auf der rechten Skulptur ein gefallener Wehrmachtssoldat mit Kübelhelm abgebildet ist – Simon Wiesenthal setzte deshalb durch, dass Juden ein „eigenes“ Mahnmal am Judenplatz erhielten.

Die Figur des waschenden Juden wurde vielfach nicht erkannt – und als Bank zum Ausruhen genutzt. Aus Ärger darüber bemalte der Goldkünstler Johannes Angerbauer-Goldhoff in einer angekündigten Kunstaktion ZAHN-GOLD-ZEIT-GOLD am 25.5.1990 den Rücken der Skulptur mit Goldfarbe – und wurde prompt verhaftet. Anfangs reagierte Helmut Zilk, nachdem den Platz später umbenannt wurde, mit dem Argument der Sachbeschädigung, die Klage wurde jedoch eingestellt.

Als Reaktion machte Alfred Hrdlicka einen Stacheldraht aus Eisen auf den Rücken der Statue – so kann keine Besitzung mehr stattfinden.

Der Würstelstand Bitzinger

Der Bitzinger

Von Hans Hollein gestaltet, erregt der Stand Aufmerksamkeit. Daniel, der Inhaber des Würstelstands, prahlt gerne damit, wer schon seine Kunden waren: Häupl, Gusenbauer, Christl Stürmer, Arabella. Zur „Eitrigen“ kann man Champagner trinken, und als Besonderheit gibt’s hier die Berliner Currywurst, allerdings mit Sauerkraut (was in Berlin wohl kaum vorkommt). Auch Kartoffelpuffer, Pommes, Bier und offene Weine bekommt man hier.

Verschwundenes Wien, Mozartdenkmal

Versetztes Mozart-Denkmal

Ein Bild.

  • Künstler: Viktor Tilgner
  • Datierung: vor 1896

1896 schuf Viktor Tilgner ein Mozartdenkmal, das hier aufgestellt wurde (Standort etwa vor den Häusern 2 und 3) – in Auftrag gegeben wurde es 1891 anlässlich des 100. Todestages von Mozart. 1945 wurde es zum Schutz vor der Bombardierung Wiens in ein Depot gebracht, gerade noch rechtzeitig, wie sich bald herausstellte: Der Bombenangriff am 12, März, der den Philipphof vollkommen zerstörte, hätte auch das Denkmal für immer vernichtet.

Mozartdenkmal um 1900

Da sich die Gegend zu einer stark frequentierten Verkehrszone entwickelte, wollte man das Denkmal hier nicht mehr aufstellen. Eine Sonderschau, die 1949 im Rathaus abgehalten wurde, schlug neun mögliche neue Standorte vor, schließlich übersiedelte es 1953 in den Burggarten.

Dramen rund um die Schaffung des Denkmals

Viktor Tilgner, der – nach Interventionen - mit der Gestaltung des Denkmals beauftragt worden war, hatte bereits für zahlreiche Ringstraßengebäude Figuren geschaffen. Bei Mozart jedoch bekam er knapp nach Fertigstellung schwere Bedenken. Der Kopf sei aus seiner Sicht gelungen, der Körper jedoch nicht - daran konnte er aber nichts mehr ändern. Tilgner hatte Panik, dass er diesen Prestigeauftrag nicht gut genug erfüllt hätte und erlitt fünf Tage vor der Enthüllung einen Schlaganfall, an dem er am 16.4.1896 verstarb.

Der Mann, der eigentlich die Ausschreibung zur Schaffung des Monuments gewonnen hatte, war Karl Peckary, der beste Freund von Tilgner. Durch die Intervention hatte Peckary den Auftrag verloren, was er nicht verzeihen konnte. Als zusätzlich noch sein einjähriges Kind starb, brachte er sich im gleichen Jahr um.

Der Albrechtsbrunnen, auch: Danubius-Brunnen

Albrechtsbrunnen, auch: Danubius-Brunnen

Ein Bild.

  • Künstler: Moritz von Löhr, Johannes Meixner
  • Datierung: 1869

Unter der Albertina-Rampe befindet sich einer der größten Brunnen Wiens – im Volksmund heißt er nur "Danubius-Brunnen".

Er wurde 1869 vom Architekten Moritz von Löhr (ein Sektionsrat aus Berlin und Beamten des Stadterweiterungsfonds) und dem Bildhauer Johannes Meixner aus Charraramarmor und Mauthausner Granit in 5 jähriger Arbeit nach dem Vorbild römischer Brunnen geschaffen. Die Säulen bestehen aus Kreidekalk von Aviano bei Pordenone.[5]

Der Albrechtsbrunnen um 1880 (Bermann)

Das Zentrum des Brunnens bilden Vindobona (die Stadt Wien, in der Hand hält sie den Stadtschlüssel), liebevoll umarmt vom alten Herren Danubius. Sein grimmiger Blick erinnert an schreckliche Zeiten wie Hochwasser und Eisstöße, doch Danubius ist auch sanft, wie seine Umarmung zeigt.

Dem Danubius wurde die Fingerspitze geklaut, der Putte hält einen Delphin und Vindobona einen Kranz in der linken Hand. Die beiden Gestalten werden von drei kauernden Flussgöttern getragen. Ursprünglich waren Danubius und Vindobona von 12 Skulpturen umringt, die im Krieg teilweise zerbombt wurden.

Der Wiederaufbau in seiner ursprünglichen Form fand erst ab 1985 statt, der letzte Teil wurde 2002 ergänzt. Dort, wo früher der Inn stand, führt heute eine Rolltreppe in die Albertina. Gegengleich wurde die letzte Figur in der Hanuschgasse, die Drau, auch entfernt. Beide Figuren stehen etwas versteckt heute im Burggarten – beim Durchgang zur Hofburg. Der Brunnen steht unter Denkmalschutz. [6], [7]

Die Figuren des Brunnen

Von links nach rechts: Drau (Drave), Mur, Salzach, March, Save, Donau & Vindobona, Theiss, Raab, Enns, Traun, Inn. Save und Theiss stehen für Ungarn und Kroatien, die March und die Raab waren die Grenzflüsse der alten karolingischen Mark. Die einzige männliche Figur stellt den Inn dar.

Ausgrabungen

Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
188201 römisch/Mittelalter Im Jahr 1882 wurde eine Straße auf 6,60 m Länge freigelegt. Neben der Straße befand sich bis in 5,7 m Tiefe eine Anschüttung mit römischen Funden (Glas, Keramik)

Häuser des Platzes



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Quellen

  1. Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at
  2. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 39
  3. Herbert Exenberger, Heinz Arnberger: Gedenken und Mahnen in Wien 1934 - 1945, Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstads, Wien, 1998, 1. Auflage, ISBN 3-216-30330-6, S. 32
  4. http://www.klahrgesellschaft.at/Mitteilungen/Jenni_1_10.pdf
  5. Felix Czeike: Wiener Bezirkskulturführer: I, Innere Stadt, 2. Auflage, Jugend und Volk, Wien, 1985, S. 2
  6. https://tools.wmflabs.org/denkmalliste/index.php?action=EinzelID&ID=20122
  7. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 46