Öffentliche Klos und Wilhelm Beetz

Aus City ABC

THEMA: DIE GESCHICHTE DES ÖFFENTLICHEN KLOS was ist hier zu finden
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Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die sanitäre Situation in Wien nicht befriedigend. Es gab selten Toiletten in den Wohnhäusern, und auch auf den Straßen gab es noch keine WC-Anlagen. Um die Notdurft verrichten zu können, huschten durch die Straßen "Buttenmänner" und -frauen in weiten Mänteln. Hatte man ein Bedürfnis, hielt man diese Dienstleister auf, nahm deren Holzeimer und benutzte diese. Mit seinem weiten Mantel versuchte der Buttenmann, den Kunden zu verbergen.


Die Geburtsstunde der Öffentlichen Klos

1880 kam Wilhelm Beetz, ein Berliner, nach Wien. Er wollte hier seine Idee der öffentlichen Bedürfnisanstalt umsetzen und kämpfte dafür in der Stadtverwaltung. Für die Genehmigung benötigte er drei lange Jahre, diese erhielt er jedoch auch nur mit harten Auflagen: Er musste eine hohe Kaution hinterlegen, die Bau- und Betriebskosten selbst übernehmen, Miete für die Örtlichkeit zahlen und zusätzlich drei Prozent seiner Brutto-Einnahmen an die Stadt Wien abgeben.

Trotzdem ging Beetz an das Wagnis heran: Er installierte das erste öffentliche Klo in der Landstraße (3. Bezirk), eröffnet wurde es am 23.9.1883, es folgte 1884 eines am Börseplatz und 1901 beim Stadtpark. Bereits 20 Jahre später hatte sich die Idee durchgesetzt, Wien hatte mittlerweile 58 Bedürfnisanstalten und 93 Pissoirs. Die Nutzung der Anlage kostete natürlich etwas, wobei hier in zwei Klassen Notdurft verrichtet werden konnte; die erste Klasse kostete 10 Heller, die 2. 6 Heller.

Beetz ließ sich mit seiner Betreiberfirma im 3. Bezirk nieder (Erdbergerstraße 17), wo seine Nachkommen heute noch in Besitz des Unternehmens sind (Wilhelm Beetz Ges.m.b.H). Der geschäftstüchtige Beetz entwickelte zur Reinigung seiner Pissoirs auch ein spezielles Reinigungsmittel: "Urinol": es bestand aus Mineralöl und anderen geheimen Zutaten und ersparte die Wasserspülung, da das Mittel am Wasser schwamm und Gerüche band. Beetz produzierte das Öl im Keller seines Unternehmens selbst, er erhielt dafür mehrfach Auszeichnungen und Preise.

Um sich die Kosten zu ersparen, die schadhafte Spülungen verursachten, stiegen Großstädte nun auf dieses Urinol um - ein zusätzlicher Effekt war, dass die Anlagen durch das Fett winterfest wurden.

Für das Betreiben seiner Anlagen stellte Beetz Klofrauen an. Sie erhielten zwar nicht viel Lohn, waren jedoch bei ihm krankenversichert, was in der damaligen Zeit eine Besonderheit war.



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